Cyclocross Saison 2015 – Josi hält die Vereinsfahnen in die Höhe

Cyclocross Saison 2015 – Josi hält die Vereinsfahnen in die Höhe

Nicht ganz ohne unsere Beteiligung ging die heurige Querfeldeinsaison (auch Cyclocross genannt) über die Bühne. Mit Joachim „Josi“ Steffek hatten wir einen Mann mit einer Leidenschaft „fürs grobe“ am Start. Nachdem der Schlamm vom Gesicht gewaschen und die Erde vom Crosser  gekärchert war, haben wir unseren „Gatschhupfer“ gebeten einen kurzen Erlebnisbericht zu verfassen bevor wir ihn in die Heimat des Cyclocross, ins belgische Zolder entließen, wo er am vergangenen Wochenende bei den Weltmeisterschaften den Stars der Szene auf die Pedale schauen durfte und (so hoffen wir) reich an Erfahrung für die Crosssaison 2016/17 zugekommen ist.

Hier nun sein Bericht zur Schlammschlacht:

Cyclocross-Saison 2015/16

Nachdem ich schon letzten Winter auf den Geschmack gekommen war, wollte ich auch diesen Winter wieder bei dem einen oder anderen Crossrennen starten.
Für Außenstehende mag die Verlockung, mitten im Winter bei jedem Wetter eine Stunde am Anschlag über Stock und Stein, Wiesen, Matsch und Schnee zu fahren bzw. sein Rad auch über Hindernisse tragen zu müssen, eher gering sein. Hat man es aber erstmal selbst ausprobiert merkt man, dass gerade die erschwerten Bedingungen den Reiz ausmachen und Herausforderungen darstellen, die man im Sommer auf der Straße nicht finden wird.
Die wachsende Größe der Starterfelder bei den verschiedenen Rennen in Österreich und vor allem auch das hohe Niveau, auf dem viele Fahrer mittlerweile unterwegs sind, bestätigen diese „Lust am Schmerz“ eindeutig!

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Bei mir selbst ist es einfach so, dass ich die Rennen als willkommene Abwechslung im Wintertraining  sehe und als Anreiz, auch in der kalten Jahreszeit den Motor hin und wieder mal richtig hochzudrehen. Die Crossrennen befinden sich natürlich weit weg von meinem sonstigen Anforderungsprofil, normalerweise konzentriere ich mich eher auf längere, bergige Radmarathons auf der Straße. Gerade deshalb stelle ich mich dort aber ohne große Ambitionen auf irgendwelche Platzierungen an den Start und versuche einfach nur Spaß zu haben…

Da ich gerade im Herbst und Winter im Training viel mit dem Crosser statt dem Rennrad unterwegs bin, habe ich mir im Laufe des Jahres auch ein neues, leichteres Rad zusammengebaut. Am Material sollte es in dieser Saison also nicht mehr scheitern!

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Im Endeffekt wurden es aufgrund einiger Terminkollisionen und einer Erkältung leider nur 4 Rennen an denen ich dann tatsächlich teilnahm, darunter 3 mal das vom LRV Wien veranstaltete Trainingsrennen in der Brigittenauer Bucht in Wien.

Das erste Rennen am 8. November fand unter gänzlich untypischen Bedingungen statt, nämlich ca. 15 Grad Lufttemperatur, Sonne und leichter Wind und wurde dadurch zu einer durchaus schweißtreibenden Angelegenheit. Wie so oft verschlief ich leider die Startaufstellung und stand beim Start im hinteren Drittel der über 120 Teilnehmer. Das führte natürlich unweigerlich zu einem Stau und weiterem Zeitverlust in der ersten Kurve und es dauerte eine Weile, bis ich meinen Rhythmus fand. Dann konnte ich aber wieder einige Positionen gutmachen und beendete das Rennen schließlich im vorderen Mittelfeld der 111 gewerteten Fahrer.
Aufgrund des wirklich schönen Wetters beschloss ich danach kurzfristig, mit dem Crosser auch gleich die Heimreise anzutreten und so radelte ich über die Donauinsel, Schwechat und das Leithagebirge noch ca. 70 km bis nach Eisenstadt aus! 😉

Der nächste Termin in der Brigittenauer Bucht am 22.11. brachte dann schon mehr „belgische“ Verhältnisse, es hatte ca. 5 bis 6 Grad und es wehte kalter Nordwest-Wind. Auch beim Rennen selbst gab es Änderungen, aufgrund der hohen Starterzahl und der vielen Staus beim ersten Rennen hatte der Veranstalter beschlossen, die Fahrer, die noch keine oder nur wenige Punkte im laufenden Querfeldein-Cup hatten und auch im Vorjahr nicht wirklich anschreiben konnten, in einem eigenen, 40 Minuten dauernden Rennen starten zu lassen. Aufgrund meiner wenigen bisherigen Starts betraf das auch mich, was mich aber nicht weiter störte, denn auch 40 Minuten können ordentlich wehtun!
Außerdem fielen so alle Elite-Fahrer und die Spezialisten der Amateurfahrer als Gegner weg, wodurch ich am Ende den 14. Platz von ca. 60 Startern belegen konnte. Ich spürte dass es auf jeden Fall noch Luft nach oben gab, und da sich die ersten 5 beim 40 Minuten Rennen das Recht sicherten, beim nächsten Mal im Hauptrennen starten zu können, war das mein erklärtes Ziel für den nächsten Termin kurz vor Weihnachten am 20.12.!

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Aber wie sagt man so schön: Übermut tut selten gut! Topmotiviert wollte ich diesmal nichts dem Zufall überlassen und startete ganz vorne aus der ersten Reihe der 35 Fahrer im 40 min Rennen. Ich konnte sogar den Startsprint gewinnen und bog als Führender in die erste Kurve und die erste Böschung ein. Auch 3 Kurven später lag ich noch ganz vorne, wodurch ich etwas unvorsichtig wurde. Eine enge Linkskurve auf Asphalt, direkt nach einer kurzen Abfahrt über eine Böschung wurde mir dann zum Verhängnis, ich fuhr die Kurve viel zu schnell an und rutschte über den Vorderreifen weg und mit der ganzen linken Körperhälfte über den Asphalt. Im Adrenalinrausch sprang ich sofort wieder auf und fuhr weiter, wodurch ich nur 6-7 Positionen verlor. Mein erster Gedanke war, dass ich wieder zurück unter die ersten 5 musste, und ich wurde erneut übermütig. Mit dem Messer zwischen den Zähnen passierte mir der gleiche Fehler noch in der ersten Runde erneut, diesmal aber in einer Rechtskurve. Auch nach dem zweiten Sturz sprang ich wieder auf, merkte aber schnell dass es keinen Sinn mehr hatte und gab das Rennen schließlich mit Schürfwunden an beiden Ellbogen, beiden Knien und der linken Hüfte auf.

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Die folgenden Bewerbe am 3. und 6. Jänner ließ ich dann aufgrund des Kälteeinbruchs und einer leichten Verkühlung aus. Da sich der Verein inzwischen aber dankenswerter Weise schon um meine Amateur-Lizenz für das Jahr 2016 gekümmert hatte und ich die Cross-Saison nicht mit einem DNF beenden wollte, gab ich mir selbst einen Ruck und meldete mich für die Österreichische Meisterschaft am 10. Jänner in Pernitz/Neusiedl an.
Ein Blick auf die Meldeliste verriet mir jedoch sofort, dass alles andere als ein letzter Platz bei den Amateuren für mich als Erfolg zu werten wäre, da sich trotz der hohen Starterzahlen bei den Trainingsrennen nur ca. 20 Teilnehmer in der Amateurklasse gemeldet hatten, allesamt mehr oder weniger Spezialisten und über die Saison bei vielen Rennen am Start.
Eine Videofahrt von der Strecke, die am Vortag des Rennens online gestellt wurde, gab mir dann noch etwas Zuversicht. Sie war überwiegend flach, mit relativ großem Asphaltanteil und nur wenigen schwierigen, technischen Passagen!
Anhaltende Regenfälle in der Nacht von Samstag auf Sonntag und der auftauende Boden machten dann aber auch diese letzten Hoffnungen zunichte und verwandelten alle nicht-asphaltierten Teile der Strecke in eine schmierige, nasse und immer tiefer werdende Rutschbahn. Die Erfahrung bzw. das Training auf diesem Untergrund fehlt bei mir beinahe völlig, trotzdem konnte ich mich die ersten beiden Runden noch an vorletzter bzw. vor-vorletzter Position halten. Irgendwann fiel mir dann vorne die Kette vom kleinen Blatt und verklemmte sich etwas, was mir wertvolle Sekunden kostete. Ab diesem Zeitpunkt war ich dann zwar schon am letzten Platz des gesamten Feldes (wir starteten gemeinsam mit den Elite- und U23- Fahrern, darunter international bekannte Namen wie der spätere Sieger Alexander Gehbauer, Daniel Federspiel, Felix Ritzinger und natürlich Karlheinz Gollinger), befand mich aber immer noch in Reichweite der Fahrer vor mir.
3 Runden später waren mein Rad und vor allem die Schaltkomponenten derart verdreckt, dass ein sauberes Schalten kaum noch möglich war. Ich hatte zwar ein zweites Rad im Depot stehen, wollte das aber nur bei tatsächlichem Defekt verwenden um zumindest weiterfahren zu können. Irgendwann passierte es dann, die Kette verklemmte sich, beim nächsten Tritt riss das Schaltauge und das Schaltwerk verkeilte sich zwischen Speichen und Kettenstrebe. Glücklicherweise befand ich mich zu diesem Zeitpunkt unmittelbar vor dem Depot, ich schulterte also das defekte Rad und tauschte es gegen das Reserverad ein, das mir von Robert Weber, Streckenbauer in der Brigittenauer Bucht und Betreuer seines Sohns Matthias vorbildlich übergeben wurde! Es handelte sich dabei um den Crosser meiner Freundin, der zwar ungefähr die richtige Größe hat, bezüglich Geometrie, Ausstattung und Gewicht aber nicht so ganz meinen Vorlieben entspricht.. Aber ich wollte ja schließlich finishen und so kämpfte ich mich auch die letzten 2 Runden über den immer schwieriger zu fahrenden Kurs und brachte meinen letzten Platz nach wirklich harten 60 Minuten ins Ziel.

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Trotz der Platzierung, dem zerstörten Schaltwerk und den beiden verdreckten Rädern (ganz zu schweigen von mir selbst und meiner Bekleidung) war es doch eine gute Erfahrung und ich war froh, mich an den Start gestellt zu haben.

Am letzten Jänner-Wochenende werde ich dann noch live bei der Cyclocross-WM in Belgien, dem Mutterland des Querfeldeinsports, als Zuschauer vor Ort sein und mir ein paar Tricks von den Profis abschauen!
Danach geht es weiter mit den Vorbereitungen für den Sommer, insgeheim freue ich mich aber schon wieder auf die nächste CX-Saison, für die ich mir fest vorgenommen habe, bei mehr Rennen zu starten und mich auch wieder an die ÖM zu wagen. Platzierungsmäßig kann es schließlich nur noch besser werden! ☺