Schwalbe Tour Transalp 2014 – Das Lied vom Leiden und Schmerz

Drei Tage vor dem Start – „Calm down! Now is not the time to fear, that comes later!“

Es ist wieder soweit, am So. den 29.06. in Mittenwald/Bayern wird aufs Neue die wilde Jagd über 19 Bergpässe, 824 km und 19.300 Höhenmeter von Bayern nach Italien eröffnet

Obwohl bereits 2013 zwei Fahrer des ESR Racing Teams gemeinsam die Transalp in Angriff nahmen* ist es heuer eine Premiere, sind wir doch erstmals unter eigenem Namen am Start. Und wieder wird es ein Kampf auf biegen und brechen, dass ist garantiert! Von dem Moment an, wenn am Sonntag um 10:00 Uhr der Startschuss fällt und die Motoren der Begleitmotorräder das erste Mal aufheulen bis zum Zeitpunkt an dem wir (hoffentlich) in Arco den Zielbogen durchfahren wird es immer Teams und Fahrer geben, die ohne Pause versuchen werden alle anderen abzuhängen und uns das Leben schwer zu machen.

Die Fahrer:
War ich letztes Jahr sehr stolz mit Jürgen Pansy dieses Abenteuer zu erleben so bin ich es heuer mit Markus Feyerer. Obwohl beide von ihrer Veranlagung als Rennfahrer ähnlich sind und extrem lange ein furchtbar hartes Tempo am Berg fahren können, nur um den Berg dann wieder runterzufliegen um den nächsten mit ihrem brutalen Tempo anzugehen, so sind sie sich von ihrer Art und Herangehensweise an Rennen doch sehr verschieden. Jürgen ist ein akribischer Arbeiter, der sich genauestens auf Rennen vorbereitet und steht`s gewillt ist, alle Grenzen auszuloten und nichts dem Zufall zu überlassen. Das hatte den Vorteil, dass wir letztes Jahr immer perfekt auf die kommenden Etappen eingestellt waren. Markus, der nebenbei erwähnt meiner Ansicht nach stärkste Berg- und Marathonfahrer unter den steirischen Amateuren, dagegen hat die Bereitschaft im Rennen zu leiden wie kein anderer, ist aber im Grunde aber ein Gefühlsmensch der die Dinge so nimmt wie sie kommen und spontan entscheidet ob er aufs Ganze geht oder lieber doch ruhig im Sattel bleibt. Es wird spannend zu sehen, wie wir harmonieren und uns entscheiden wenn es darum geht zu riskieren oder auf Nummer sicher zu gehen.

Über mich gibt es dagegen nicht viel zu berichten, da meine Aufgabe kurz gesagt darin bestehen wird, meinem Partner überall hin zu folgen und dabei nicht zu explodieren (und am Abend noch frisch genug zu sein um über das Erlebte zu berichten).

Etwas mehr Erfahrung durch die Teilnahme im letzten Jahr könnte man als Vorteil werten, wobei wir gemeinsam wahrscheinlich fast ein Vierteljahrhundert an Radsporterfahrung mitbringen, da kann einen eigentlich nicht viel überraschen.

Das Rennen:
Wurde 2013 die Westroute mit dem Stilfserjoch als Dach der Tour befahren so geht die Route heuer nach Osten über das Timmelsjoch, den Jaufenpass und dann mitten ins Herz der Dolomiten. Mehr zu den Etappen unter:

http://www.tour-transalp.de/deutsch/strecke/bstrecke-gesamtb/

2013 gabs keine Gnade, vom ersten Berg weg wurde auf Teufel komm raus gefahren und das bergauf und bergab und es wurde eigentlich mit jedem Tag nur noch härter.

Mit jedem Renntag verabschieden sich die Beine mehr vom Geist, dein Kopf will Gas geben, aber deine Beine rebellieren. Aber es ist der Kopf der Dich vorantreibt und deine Beine prügelt weiterzutreten.

„Mit schwachen Beinen und einem starken Kopf kannst du weit kommen, mit guten Beinen und einem schwachen Kopf kommst du nirgendwo hin!“ hätte Paul Kimmage gesagt.

Willenskraft und Teamwork sind der Schlüssel zu einem guten Rennen (und Glück kann natürlich auch nicht schaden).

Die Vorbereitung:
So sehr Markus in Rennen seine Gefühle entscheiden lässt so genau bereitet er sich auf diese vor. Detailliertes Wissen im Bereich Material, Ernährung und Training und eine super Unterstützung in Form seiner Eltern Maria und Heinz führen zwangsläufig dazu, das sich Markus über die Jahre zu einem der besten Amateure in Österreich vorgearbeitet hat. Sein Vorbereitung in diesem Jahr umfasste neben zahlreichen Amateurrennen wie bspw. die Langenloiser Radsporttage und die Landesmeisterschaften Berg und Strasse in Kindberg bzw. Knittelfeld auch ua. den Glocknerkönig, den Super Giro Dolomiti und das Schöckel Classics. Siege, Podiumsplatzierungen, Top Ten Resultate und praktisch immer eine Platzierung unter den Top drei der Österreichwertung zeigen was dieser Bursche kann. Vor allem bei den international besetzten Rennen Glocknerkönig (Platz 13 unter mehr als 2000 Klassifizierten Teilnehmern) und Super Giro Dolomiti (Platz 9 und damit zweitbester Österreicher) stellte Markus sein großes Können eindrucksvoll unter Beweis.

Was mich angeht so wird es zwar Zusehens immer schwerer, die knochenharte Vorbereitungsmühle für ein solches Rennen durchzuziehen, da neben Stunden an Training zu jedem Wetter teils aus Zeitgründen morgens oder (mit Beleuchtung) abends erstmalig ein richtig harter Trainingsplan hinzukam und schlussendlich auch noch die schlimmste Aufgabe, nämlich die Gewichtsreduktion eine immer größere Herausforderung für den Geist darstellt. Davon unabhängig war natürlich der (beruflich bedingte) Zeitfaktor heuer äußerst angespannt was wie beschrieben des Öfteren dazu führte, dass ich morgens um 05:30 Uhr oder eben erst ab 19:00 Uhr aufs Rad kam.

Trotz aller Widrigkeiten sollten Form und Gewicht aber schlussendlich in Ordnung sein (ganz perfekt ist es ja eigentlich nie) die Formkurve immer weiter nach oben zeigen.

Als Vorbereitungswettkämpfe hatte ich mir ua. den Glocknerkönig, den Super Giro Dolomiti den Radmarathon St. Pölten, und zum Schluss das Double Kaunertaler Gletscherkaiser und Dreiländergiro ausgesucht und bis auf einen tragischen Defekt am Kaunertaler Gletscher alle Bewerbe auch verhältnismäßig gut absolviert. Besonderes Highlight war das letzte Rennen, der Dreiländergiro, wo ich mit der nur mehr 13 köpfigen Spitzengruppe übers Stilfserjoch und den Ofenpass klettern konnte um nach diesem Hochgefühl gleich einen Dämpfer in der Form eines Unterzucker und dehydrationsbedingten Totaleinbruchs am letzten Berg zu haben. Daran sieht man:Ein Fehler – fatale Folgen!

Die Konkurrenz:
Alles was im Amateurradsport in Europa Rang und Namen hat ist heuer wieder dabei, Nösig, Kastinger, Steinkeller, Hornetz oder die Belgier Houben und van Damme die uns 2013 unsere Grenzen aufgezeigt haben, um nur einige zu nennen. Viel Feind viel Ehr also! Da ich mit Markus aber auch mit einem Topfahrer antrete gehe ich davon aus, dass auch ein paar Augen auf uns gerichtet sein werden, was letztes Jahr eigentlich anfangs nicht so war, waren Jürgen und ich zwar in der Szene bekannt, bei diesem Wettbewerb jedoch noch ein unbeschriebenes Blatt.

Die Mitstreiter:
Neben Markus und meiner Wenigkeit sind mit Adolf Koppensteiner und Hermann Fink auch zwei andere Teamkollegen mit ihren Partnern am Start, was uns sehr freut, weil dadurch nicht nur zwischen den einzelnen Etappen für Abwechslung gesorgt ist sondern auch gegenseitige Hilfe bei der Betreuung während der Etappen möglich ist.

Das Ziel:
Sich eine Woche wie ein Profi fühlen und dabei nicht zu verletzten bzw. zu stürzen hätte ich gesagt, wobei ich den Verdacht hege, dass Markus das Ganze etwas ambitionierter sieht.

Fakt ist aber, dass das Rennen unberechenbar ist und dadurch immer spannend bleibt. Man muss jede Sekunde des Rennens konzentriert sein und darf keinen Moment die Beine hängen lassen. Gefährliche und schnelle Abfahrten und der Defektteufel können schnell dazu führen, dass das Abenteuer einen Dämpfer erleidet oder überhaupt zu Ende geht. Alles in allem sollte aber immer der Spaß im Vordergrund stehen, ob das auch tatsächlich so sein wird, wissen wir in Kürze.

Sportliche Grüße
Daniel

*(Anmerkung: TA 2013 Jürgen Pansy/Daniel Wabnegg als Team Bikeboard.at).