Archiv der Kategorie: Tour Transalp 2014

Tour Transalp 2014, 7.Etappe, Rovereto – Arco, 78 km, 2100hm

Transalp 1

Finale Furioso, Fazit, Glückwünsche und Danksagung

Zum Abschluss waren wir wieder da wo wir sein wollten.
Nach einer Woche voller Hochs und Tiefs war dieses Ende auch immens wichtig für uns und gut für unsere angeschlagene Radfahrerseele.

Schon zu Beginn der Etappe war klar, dass egal was kommen mag, die Maschinen heute nochmal laut aufheulen müssen. Das taten sie dann auch – und wie sie das taten!

Gleich am ersten Berg wurde hohes Tempo gebolzt und Selektion betrieben. Ich kann das Tempo gut mitgehen,
Mighty tut sich anfangs etwas schwer den fünften Gang reinzudrücken schließt aber gegen Ende des ersten Bergs auf die Spitzengruppe auf und wird im Laufe der Etappe wie gewohnt immer stärker und schneller.

Am zweiten Berg wird dann die Gruppe vollkommen auseinandergerissen, und wir haben nur noch 4 andere Teams vor uns. Eines kassieren wir auf den letzten steilen Kilometern des Monte Adolfo (benannt nach unserem Teamkollegen Don Adolfo Koppensteinero, der wenig später „seinen Berg“ wie ein Wiesel hochjagt).

Die letzte kurze Abfahrt und einen Teil des letzten Anstiegs fahren wir mit Gerrit Glomser im Schlepptau. Gleich zu Beginn hören wir ihn fragen: “Wie lange geht den der blöde Berg noch?“. Mightys Antwort (schon noch so um die 6 km) quittiert er kurze Zeit später mit einem: “Viel Spaß noch Burschen!“ bevor er uns alleine weiterfahren lässt und etwas zurückfällt. Gerrit war durch seinen Witz, gepaart mit großem Können eines der Highlights der heutigen Tour!

Zurück zum Rennen: Mighty und ich ziehen auch den letzten Berg voll durch und werfen uns nochmal in die letzte schwere Abfahrt. Verständlicherweise durch die Stürze in der Vergangenheit etwas schaumgebremst, weshalb wir noch von einem Paar eingeholt werden und den fünften Tagesrang belegen.

Immerhin haben wir nochmal die Gesamtvierten hinter uns gelassen und eine kleine Probe unseres Könnens abliefern können, waren wir doch nur eine Minute vom 2 Tagesplatz entfernt.
Wieso manche Etappen nicht am Berg sondern durch große Risikobereitschaft in einer abschließenden, gefährlichen und schwierigen Abfahrt entschieden werden müssen, bleibt für mich ein Rätsel, dessen Lösung nur der Veranstalter kennt.
Wobei ich nichts gegen Abfahrten habe, sie gehören einfach zu diesem Rennen dazu, jedoch machen sie zum Etappenabschluss keinen Sinn, sondern erhöhen nur die Risikobereitschaft und den Druck auf die Fahrer wodurch es zu bösen Unfällen kommen kann. Jeder ist körperlich schon angeschlagen und hat trotzdem nur mehr seine Platzierung im Kopf. Immer von Gegnern verfolgt, die man mühevoll am Berg abgehängt hat und jetzt fürchten muss, dass der hohe körperliche Einsatz umsonst war nur weil der Fahrer hinter einem Tod und Teufel riskiert. Was tun also? Natürlich, selbst höheres Risiko nehmen! Es ist aber auch so, dass bei der Tour de France nicht jede Etappe in einer Abfahrt entschieden wird, vielleicht sollte man hier zukünftig als Veranstalter etwas mehr auf die Sicherheit der Fahrer Rücksicht nehmen!!

Fazit der Tour 2014:

Kurz gesagt, war das heuer eine Berg und Talfahrt der Gefühle.
Im einen Moment bist du sensationell unterwegs, dann wirst du wieder jäh gestoppt. Stürze, schlechtes Wetter, schwierige Abfahrten im Regen und mein Einbruch am vorletzten Tag haben leider dazu geführt, dass wir nicht jeden Tag die gute Form in der wir uns befunden haben zeigen konnten, oder einfach durch andere Umstände gestoppt wurden. Mighty war bärenstark, hatte aber leider Pech mit seinen Stürzen, andererseits sind wir aber alle unvorstellbar froh, dass er sich dabei nicht schwerer verletzt hat!

Für mich war es ein Wahnsinnserlebnis mit einem derart starken Partner zu fahren. Dafür und für seinen tollen Charakter (immer besonnen und ruhig, stets professionell und fokussiert und nur durch das Nichtvorhandensein seiner Riegel etwas aus der Ruhe zu bringen;-) ein herzliches Danke an ihn von meiner Seite.

Mighty, du bist wirklich Spitze!!!!!

Ich selbst hatte meine Probleme mit dem schlechten Wetter und leider am fünften Tag zu viel investiert, was mir am folgenden Tag auf den Kopf fiel. Was mich freut ist, dass ich meine Stärken im Bereich der Taktik und Rennantizipation sehr gut einbringen konnte und auch fast immer die richtige Entscheidung getroffen habe. Leider eben nicht am Monte Grappa, wo ich mich einfach zu sehr vom möglichen Erfolg habe unter Druck setzen lassen anstatt uns bei der Abfahrt etwas zu bremsen.

Wo wir stehen hätten können, sieht man aber, wenn man die 30 min die wir am Monte Grappa mit Sturz/Defekt verloren haben von unserer Gesamtzeit abzieht. Schlussendlich stand leider nur der 10. Gesamtrang zu buche. Fakt ist aber, dass wir Spaß hatten und nächstes Jahr mehr wollen und das ist der positive Aspekt den wir aus dem Rennen mitnehmen.

Danksagung:

Allen voran möchte ich in unser beider Namen unserem Dauerbetreuer und meinem tollen Vater Luis für seine ausgezeichnete Hilfe danken. Der Gute hatte es nicht leicht in dieser Woche, vor allem ich war durch das dauernde Auf und Ab emotional oft sehr stark aufgewühlt und dadurch offensichtlich sehr angespannt. Luis hat aber nie seinen Humor verloren und war immer extrem bemüht uns zu unterstützen wo immer er konnte.

Dass er es manchmal nicht konnte lag wohl auch sehr stark an uns. Höhepunkt war unsere Streckenbeschreibung für die erste Verpflegungsstation in der vierten Etappe: “Der Furkelpass ist in dieser Richtung, du brauchst nur das Tal entlang fahren“.

Blöderweise gab`s aber doch noch eine dritte Richtung, was bedeutete, dass wir Luis einfach auf den falschen Weg geschickt haben.

Lieber Luis, vielen Dank für deine Unterstützung, Du warst wirklich ein Wahnsinn und deine Hilfe unbezahlbar, dass vergesse ich Dir sicher nie!!

Auch ein großes Dankeschön an die Eltern von Max, Maria und Heinz die uns am Beginn und am Ende unserer Odyssee stets treu zur Seite gestanden sind und uns wie auch Luis aufgebaut haben, wenn`s mal schlechter lief. Ich hab es zwar schon einmal erwähnt, sag es aber trotzdem noch einmal, bei dieser Betreuung ist es kein Wunder, dass Mighty einer der besten Radfahrer Österreichs ist!!!!

Danke auch an Inge und Maria vom Team Adi/Rene die sich als Neulinge im Radsport anfangs in einer anderen Welt zurechtfinden mussten, dass aber blitzschnell geschafft haben und zu einer wahren Hilfe wurden und auch abseits des Rennens durch ihre nette und charmant/angenehme Art glänzten!

Sportler zu betreuen ist ein sehr harter Job, er soll aber keinesfalls unbedankt sein, daher an dieser Stelle an Euch alle:

Ihr seid Spitze und jeder unserer Erfolge auch zu einem großen Teil euer Verdienst!!!

Gratulationen:

Eigentlich an alle die dieses Rennen beendet haben, jedoch im speziellen an unser „Zwillingspaar“ Adolfo Koppensteinero und Rene Mayer für ihre sensationelle Performance. Bis zur 5. Etappe war es von den Beiden ein permanentes „nach vorne arbeiten“, dann wurden auch bei ihnen die Strapazen der Tour offensichtlich. Die Burschen bewiesen aber wahre Kämpferqualitäten und quälten sich auch durch die letzten Tage. Besonders Adolfo, der ja eigentlich als geborener Sizilianer keine wirkliche Berggemse ist, hat gezeigt wie weit man mit unbändigen Willen kommen kann.

Für die nächste Ausgabe des Rennens habe ich mich daher dazu entschieden, mich diesem jungen Talent anzunehmen und ihn perfekt auf das Rennen 2015 vorzubereiten, denn eines ist gewiss:“ Nach dem Rennen ist gleichzeitig auch immer vor dem Rennen!!!“

Tour Transalp 2014, 6.Etappe, Crespano del Grappa- Rovereto, 138km, 2900hm

Hoher Einsatz hat immer seinen Preis

3. Platz und Podium in der Tagesklassifikation und der fünfte Platz in der Gesamtwertung, dass wäre die Belohnung für das hohe Risiko und den großen Einsatz in der Etappe des Vortages gewesen, doch ein Reifenplatzer mit bösem Sturz von Mighty Max in der letzten Abfahrt hat uns leider alles gekostet und zusätzlich noch mit Zeitverlust bestraft. Zum Glück blieb Mighty unverletzt!!

All In mit Showdown und Sudden Death am River hätte man beim (Holdem) Poker gesagt.

Die nächste Strafe folgt am Morgen des nächsten Tages: Große Müdigkeit, schwere Beine, Riesenfieberblase und das Gefühl das mein Kopf jeden Moment explodieren würde kündigen an, dass der Körper nach dem hohen Preis des gestrigen Tages heute das System runterfahren möchte. Schon nach dem ersten Berg zeigt sich auch, dass die Beine heute nicht einmal ansatzweise mit sich diskutieren lassen.

Zu allem Überfluss hat auch der Kopf nach der gestrigen Pleite einen ordentlichen Durchhänger und zeigt keine Anzeichen die Peitsche auszupacken um die müden Beine anzutreiben. Auch Mighty, der den gestrigen Tag bereits ausgeblendet hat und trotz allen Blessuren und Schmerzen in Schulter, Hüfte und Beinen seine gewohnten Qualitäten abruft kann mich nicht aus meiner Krise rausbringen. Wo er kann tut er sein Bestes aber am letzten 20km und 1400hm langen Anstieg gehen bei mir komplett die Lichter aus. Die Spitzengruppe ist sofort weg, dann die nächste Gruppe. Wir kämpfen ihr zwar hinterher, aber mehr als zuerst 250 Watt und am Ende sogar nur mehr 230 Watt lassen die Beine nicht zu. Mighty fightet bis zum Schluss und zieht die lange Abfahrt voll durch um den Rückstand in Grenzen zu halten. Selten, dass man so einen unbändigen Kampfeswillen sieht! Max verhindert praktisch alleine den drohenden Kollaps. Ein großes Dank an dieser Stelle von seinem Teamkollegen, dass war echt Spitze!!!

Morgen letzte Etappe, hoffentlich sind Kopf und Beine wieder in Angriffsstimmung.

Tour Transalp 2014, 5 Etappe, Fiera di Primiero – Crestano del Grappa, 123km, 3200hm

Unbelohnte Talentprobe

Irgendwie will das mit dem Glück bei diesem Rennen nicht funktionieren.

Endlich haben wir unser bzw. mein Wetter (Mighty fährt ja eigentlich bei allen Bedingungen gut) und dann kommt was anderes dazwischen.

Der Rennverlauf: Gleich nach dem Start ziehen wir sehr zügig den Passo Gobbera hinauf, nur um oben wieder langsamer zu werden und von einer kleinen in eine große Gruppe anzuwachsen. Unmittelbar im Anschluss folgt jedoch der Zweite und um einiges längere Berg. Hier wird ernst gemacht, Steinkeller eröffnet mit sehr hartem Tempo den Kampf ums gelbe Trikot. Es kristallisiert sich eine Spitzengruppe mit 4 Teams heraus. Wir sind auf meinen Entschluss hin nicht dabei, da ich im Zuge des Anstiegs merke, dass einerseits das Tempo der Spitzengruppe tötlich hoch ist und im Anschluss noch der 28km Anstieg zum Monte Grappa folgt und ich hinter uns eine Gruppe mit starken Fahrern sehe, was bedeutet, dass wir gemeinsam den Abstand zur Spitze gleichhalten bzw. vielleicht sogar verringern können. Also lockeres Tempo bis zur Passhöhe, dann einholen lassen, bis zum Monte Grappa mitrollen und beim Monte Grappa all out, das war der Plan der……

bis zum Gipfel des Berges voll aufging!

Bereits am Fuße des Monte Grappa gehen wir unseren Rhythmus und lassen die Gruppe zurück. Noch in der ersten Hälfte des Anstiegs holen wir die Gesamtführenden Nothegger/Obwaller ein und lassen sie auch gleich wieder stehen. Auf der zweiten Hälfte des Anstiegs machen wir das Gleiche mit Nösig/Randl sodass wir an der Passhöhe auf Platz 3 sind, was eine Podiumsplatzierung in der Tageswertung bedeutet hätte.

Am Ende des Berges haben wir plötzlich sogar noch die Zweitplatzierten in unserem Blickfeld! Euphorisch werfen wir uns in die extrem schwere und technisch anspruchsvolle Abfahrt und erleben dort unser Waterloo. In der letzten schwierigen Kurvenkombination im ersten Drittel der Abfahrt höre ich wie hinter mir ein Reifen platzt und als ich mich umdrehe wickelt es Mighty auch schon um die Leitplanke. Rad beschädigt, Reifen platt, Podium ade, Gesamtwertung auch ade!

Irgendwie eiern wir ins Ziel – schwer demoralisiert. „From Hero to Zero“ hätte man gesagt. Starke Vorstellung ohne Nutzen und Wert. Wir können froh sein das Mighty das ganze unverletzt überstanden hat und wir die Etappe beenden können, mehr Positives gibt’s eigentlich nicht zu berichten.

Morgen und übermorgen halt noch zweimal Vollgas, hoffentlich bei gutem Wetter und ohne Defekt und Sturz.

 

Tour Transalp 2014, Etappe 4, St. Vigil-Fiera di Primiero, 155km, 3500hm

Der Alptraum

Wieder einmal ein Horrorerlebnis auf der Königsetappe. Nachdem ich letztes Jahr einen schweren Einbruch am Stilfserjoch hatte, war es heuer das Wetter das unseren hohen Ambitionen einen Strich durch die Rechnung gemacht hat.

Start morgens um 08:00 Uhr bei Regen und Kälte in St. Vigil und sofort den Furkelpass hinauf. Dort die übliche Selektion und oben bleiben wieder nur 6 Paare übrig. Uns geht es beiden prächtig, Mighty Max fühlt sich heute besonders „Mighty“ und auch ich kann nicht über schlechte Beine klagen. Am Gipfel stürmen Nösig/Randl nur gefolgt von HP Obwaller in die Abfahrt und machen ein Loch auf, dass bis ins Ziel nicht mehr geschlossen wird (Chapeau zur 145 km Soloflucht!). Wir gehen mit dem Rest in die Abfahrt, die trotz Regen kein großes Problem darstellt. Auch beim zweiten Hügel, dem Welsberg sind die Beine top und bis auf die Tatsache, dass den drei Führenden nicht richtig nachgesetzt wird scheint alles ok.

Mitnichten! Durch das darauffolgende Bummeln fängt die Nässe und Kälte an in mir zu kriechen und nach ca. einer Stunde Fahrzeit beginnt das größte Leiden meiner (mittlerweile doch fast 15 Jahre dauernden) Radsportkarriere. Am liebsten wäre ich abgestiegen, aber das war keine Option. Bis Cortina d`Ampezzo friert mein Körper vollkommen ein und ich kann fast nicht mehr meine Bremsen betätigen. Schade, den Max hatte wie gesagt einen starken Tag.

Am Paso Giau muss ich dann von der Spitze abreißen lassen, durch die Durchhalteparolen von Max komme ich zwar nach einem Drittel des Berges nochmal heran, nur um recht schnell wieder den Anschluss zu verlieren. Dem Körper fehlen leider kältebedingt die restlichen 20-30 Watt die er derzeit imstande ist auszuspucken. Am Gipfel des Giau haben wir 2 min Rückstand auf die Gruppe und die Abfahrt wird leider auch zum Horror. Ich kann fast nicht mehr Bremsen so tun mir die Hände weh und Max kommt in einer Kehre unsanft zu Fall. Prellungen und Abschürfungen an der Schulter, der Hüfte und am Knie hindern Max nicht davon, weiterhin wie eine Maschine zu fahren. Bei der Anfahrt zu unseren letzten zwei Pässen werden wir noch von Öttl/Hofmann und einem zweiten Paar eingeholt und so geht’s über die zwei letzten Pässe. Ich kann hier nicht mehr zulegen, Max ist trotz Blessuren nicht voll gefordert.

So kommen wir als Sechste ins Ziel und haben eigentlich unseren Vorsprung auf alle Verfolger ausbauen können, leider hat sich aber auch den Rückstand zu den vor uns Platzierten vergrößert.

Verglichen mit letztem Jahr war es zwar kein wirklich schlechter Tag aber bei schönem Wetter fahren wir derzeit ganz vorne mit, daher schmerzt das heutige Ergebnis doch sehr.

Wie bereits einmal in einem der Vorberichte erwähnt, mein größter Wunsch wäre es, dieses Rennen einmal bei schönem und warmen Wetter zu fahren, aber das blieb mir bisher leider versagt.

Transalp 2014, 3.Etappe, Brixen-St. Vigil, 90km, 2200hm

Rolleretappe!?

Die vermeintlich kürzeste Etappe des Rennens (einen Tag vor der bevorstehenden Königsetappe), entwickelte sich heute zu einem beinharten Schlagabtausch mit einem guten Ergebnis, aber ohne richtiges Happy End für Mighty Max und meine Wenigkeit.

Gleich nach der Neutralisation gings in den ersten steilen Berg und man merkt langsam, das viele Teams bereits erste Probleme haben. Bei den Teams mit der Kombination starker/weniger starker Fahrer zeigt sich langsam, dass auch der starke Fahrer durch das permanente Unterstützen des Teamkollegen Kräfte lassen muss.

Mighty Max ist von uns zweien zwar ebenfalls der Stärkere, seine Aufgaben bestehen aber ausschließlich darin, Tempo zu machen, Löcher zu schließen und mich aus dem Wind zu nehmen. Anschieben oder Einhängen wie es viele tun gibt’s bei uns nicht, das „saugen an der Kraft des Partners“ kann sich unserer Meinung nach leicht zum Bumerang entwickeln.

Aber wieder zurück zum Rennen. Am Ende des ersten Bergs war das Feld in mehrere kleine Gruppen aufgesplittet und zu unserer Überraschung waren Nösig/Randl bereits etwas hinten und sollten auch nicht mehr den Anschluss an die Spitzengruppe finden. Unsere (zweite) Gruppe schaffte nach ca. 10km langer Jagd wieder den Anschluss zu den Spitzenreitern, dann passierte bis zum Anstieg Grödnerjoch nichts mehr, außer das uns Houben/van Damm in gewohnter Weise attackierten.

Aber heuer gibt’s diese Spielchen nicht, Mighty Max macht trocken das Loch zu und wir rasen auf Grödnerjoch hinauf und…

…..halten diesmal voll mit der Spitze mit!!

Steinkeller/Kastinger können sich ein bisschen absetzen und auch die Deutschen vom Team Continental sind etwas vor uns, HP Obwaller hat aber keinen guten Tag und muss seinen Teamkollegen Mathias Nothegger stark in Anspruch nehmen. Wir fahren unser Tempo und holen zuerst die Conti Jungs und dann auch die Spitzenreiter ein und fahren zu Acht übers Grödnerjoch. Später kann noch ein belgisches Team aufschließen (Team AX Lightness). Von dort weg geht’s mit Vollgas Richtung St. Vigil. Der dortige Sprint wird dann leider der einzige Wehrmutstropfen eines ansonsten aus unserer Sicht perfekten Rennens.

Beim letzten Minianstieg fallen als erstes die Belgier zurück, dann bekomm ich Probleme und denke mir, es geht noch 2km so weiter (zumindest sagte das mein Garmin), ich lasse abreisen nur um 10 Sekunden das Ortschild St. Vigil zu sehen. Selbstredend komme ich nicht mehr an die Gruppe ran und kann nicht in den Sprint eingreifen.

Großer Ärger überkommt mich, da man in dieser Situation eigentlich anders reagieren hätte müssen. Trotzdem haben wir heute auf einige Teams Zeit gut gemacht und praktisch keine Zeit verloren.

Mit dem Focus auf die morgige Königsetappe und der Gewissheit, dass das Rennen ab morgen erst so richtig beginnt, ist der Ärger aber schon wieder verflogen und alles was jetzt wichtig ist, ist das die Beine weiterhin diese Wahnsinnsleistung bringen (um ehrlich zu sein wäre das aber zu schön um wahr zu sein)

 

Transalp 2014, 2.Etappe, Sölden – Brixen, 125km, 3000hm

Wie Wiggins und Froome (nur mit dem Unterschied das wir uns gut verstehen). 

Die gute Nachricht zu Beginn, kein Regen und geräumte Straße am Timmelsjoch,

Tag zwei des Gemetzels kann also wie geplant vonstatten gehen.

Gleich von Anfang an stehen wir im Anstieg zum Timmelsjoch, das Knöpfchen “Climbing  Legs“ muss also bereits frühzeitig aktiviert werden.

Wir machen das aber wie am Tag davor wieder sehr gut, finden schnell unseren Rhythmus und harmonieren so als würden wir unsere 10 Transalp gemeinsam fahren. Ohne Zweifel kann ich mich glücklich schätzen den superstarken „Mighty Max“ an meiner Seite zu haben.

Er ist nicht nur sportlich einer der Besten, auch von seinem Charakter und seiner ruhigen Art strahlt er die totale Gelassenheit aus und kann gleichzeitig auf Kommando wie ein wilder Stier in die Pedale treten. So auch am Timmelsjoch als wir bei Hochgurgl wieder zur Spitzengruppe aufschließen und sofort das Tempo übernehmen um die anderen abgerissenen Fahrer, allen voran die Belgier Houben und Van Damme nicht näherkommen zu lassen. Am Gipfel ist dann alles etwas auseinandergerissen, wir gehen kurz nach der Spitzengruppe und den ersten Verfolgern in die Abfahrt, die ich leider zu verhalten fahre. Das kostet uns leider zwischen 1-2 Minuten und am unmittelbar folgenden Anstieg zum Jaufenpass werden wir plötzlich wieder von den Belgiern und den Deutschen Öttl/Hoffman gejagt. „Mighty Max“ hält aber weiter das Tempo enorm hoch und tritt Wahnsinnsgänge. Ich fühle mich wie Bradley Wiggins am Hinterrad seiner Teamkollegen Chris Froome bei der Tour 2012!

Max pushed so stark, das wir zwei Fahrer die wir bei der Abfahrt am Timmelsjoch verloren haben, in der Mitte des Anstiegs wieder einholen. Von diesem Zeitpunkt an wird’s für mich hart und schmerzvoll aber mit wir beißen uns in den Anstieg fest und können unsere Verfolger wieder distanzieren. Die Abfahrt vom Jaufenpass geht dann als erster Downhill dieses Rennens bei mir gut und zu dritt (einen versprengten Fahrer haben wir noch dabei) ziehen wir die letzten fallenden 25 km ins Ziel.

5 km vor dem Ziel dann der Schock – bei der letzten kurzen Anhöhe drehen wir uns um und da sind sie wieder, die Belgier, gemeinsam mit 2 anderen Paaren haben sie den numerischen Vorteil in der Flachpassage ausgenutzt und konnten uns wieder fast einholen – wir haben vielleicht noch 50 Meter Vorsprung. In diesem Moment denke ich an die Worte meines Transalppartners 2013, Jürgen Pansy: “Am letzten Berg darfst du nicht eingehen, da musst du Vollgas geben!“ So soll es sein, der Garmin zeigt plötzlich wieder konstant 350 Watt und wir ziehen die letzten 2 km wieder  etwas davon.

Im Ziel steht dann der 5.Platz Overall und knapp 30 Sekunden Vorsprung auf die Belgier zu Buche.

Die größte Freunde ist jedoch die, dass ab morgen schönes Wetter prognostiziert wurde und ich die Abfahrten etwas besser kenne, dass sollten Vorteile für uns sein – aber natürlich nur wenn die Beine mitspielen!

 

 

Etappe 1: Von Mittenwald nach Sölden

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Etappe  1, Mittenwald-Sölden, 116km, 2300hm

Im Nebel des Kühtai

Der Himmel weinte am Start in Mittelwald und sollte bis zum Ziel in Sölden nicht mehr damit aufhören. Zum Glück ging es gleich einen Kilometer nach dem Start bergauf wodurch uns allen wenigstens warm würde.

Ich hatte das perfekte Service am Hinterrad von Markus der immer darauf achtete, dass kein Loch aufging, und wenns doch so war, dieses ohne große Probleme gleich wieder schloss. Durch den starken Rückenwind schossen wir nur so durch die Wasserpfutzen die Buchnerhöhe hinauf und auch wieder hinunter, bevor es zum ersten Showdown auf`s Kühtai ging. Die Ersten, immer wieder mit Flachpassagen untersetzten Kilometer des Anstiegs kannte ich von den österreichischen Meisterschaften des Vorjahres also war die Taktik klar – vorne in die Steigung reinfahren, durchsacken lassen und auf dem Flachstück wieder aufschließen. Markus war hier wieder der perfekte Partner und übernahm ein um andere Mal die Rolle des Schließers. Von Beginn an hatte ich das Gefühl, dass wir perfekt harmonieren und das ist unheimlich wichtig in diesem Bewerb.

Als dann der Anstieg richtig beginnt, startet auch das Ausscheidungsrennen. Vorne setzt sich eine kleine Gruppe von vier Teams rund um Steinkeller/Kastinger, Nothegger/Obwaller, einem belgischen und einem deutschen Team ab. Dahinter die Belgier Houben/van Damme und Nösig/Randl, dann wir. Markus und ich werden im Zuge des Anstiegs aber immer stärker und ziehen an den Belgiern und zeitweise auch an Nösig/Randl vorbei. Im Nebel verlieren wir aber leider die Spitzengruppe aus den Augen und werden wieder von einem furios fahrenden Emanuel Nösig und seinem Partner eingeholt. So geht’s auch bei Regen und Kälte in die Abfahrt.

Hier war ich leider nicht bereit das Risiko unserer Mitstreiter zu gehen und so verlieren wir den Anschluss an die beiden. Nachträglich schade, fuhren die zwei doch tatsächlich noch an allen bis auf einem Paar vorbei um im Ziel noch Zweiter zu werden.

Nach einem guten Climb am Kühtai wirft mich die kalte und nasse Abfahrt etwas aus der Bahn alle Muskeln meines Körpers verkrampfen sich. Nicht Markus, der fährt wie der berühmte TGV. Gang rein (53/11) und los geht die wilde Fahrt:“Nächste Halt – Sölden!“ Unmittelbar nach der Abfahrt sehe ich eine große Gruppe die bereits gefährlich nahe an uns dran ist, aber wie gesagt, Markus hatte den Gang eingelegt und zog das Ding eiskalt durch! Die Gruppe holt uns trotz Überzahl bis in Sölden nicht ein, vielmehr holen wir uns noch ein Team und kommen als Sechstplatzierte ins Ziel.

Bei diesen verschärften Bedingungen stellt sich mir aber immer wieder die Frage: Was wäre alles möglich wenns einmal warm und trocken wäre bei diesem Rennen? Ich kann es nicht sagen, nach 2013 hab ich auch heuer noch keinen solchen Tag in diesem Rennen erleben dürfen. Aber das Rennen beginnt gerade erst, wir stehen also noch am Anfang unserer Reise. Markus jedenfalls hat ohne groß zu überlegen genau das gemacht was uns einen guten Rennfahrer ausmacht und war am Ende voll da!

Morgen Timmeljoch – Jaufenpass – das Rennen bekommt Würze!

Schwalbe Tour Transalp 2014 – Das Lied vom Leiden und Schmerz

Drei Tage vor dem Start – „Calm down! Now is not the time to fear, that comes later!“

Es ist wieder soweit, am So. den 29.06. in Mittenwald/Bayern wird aufs Neue die wilde Jagd über 19 Bergpässe, 824 km und 19.300 Höhenmeter von Bayern nach Italien eröffnet

Obwohl bereits 2013 zwei Fahrer des ESR Racing Teams gemeinsam die Transalp in Angriff nahmen* ist es heuer eine Premiere, sind wir doch erstmals unter eigenem Namen am Start. Und wieder wird es ein Kampf auf biegen und brechen, dass ist garantiert! Von dem Moment an, wenn am Sonntag um 10:00 Uhr der Startschuss fällt und die Motoren der Begleitmotorräder das erste Mal aufheulen bis zum Zeitpunkt an dem wir (hoffentlich) in Arco den Zielbogen durchfahren wird es immer Teams und Fahrer geben, die ohne Pause versuchen werden alle anderen abzuhängen und uns das Leben schwer zu machen.

Die Fahrer:
War ich letztes Jahr sehr stolz mit Jürgen Pansy dieses Abenteuer zu erleben so bin ich es heuer mit Markus Feyerer. Obwohl beide von ihrer Veranlagung als Rennfahrer ähnlich sind und extrem lange ein furchtbar hartes Tempo am Berg fahren können, nur um den Berg dann wieder runterzufliegen um den nächsten mit ihrem brutalen Tempo anzugehen, so sind sie sich von ihrer Art und Herangehensweise an Rennen doch sehr verschieden. Jürgen ist ein akribischer Arbeiter, der sich genauestens auf Rennen vorbereitet und steht`s gewillt ist, alle Grenzen auszuloten und nichts dem Zufall zu überlassen. Das hatte den Vorteil, dass wir letztes Jahr immer perfekt auf die kommenden Etappen eingestellt waren. Markus, der nebenbei erwähnt meiner Ansicht nach stärkste Berg- und Marathonfahrer unter den steirischen Amateuren, dagegen hat die Bereitschaft im Rennen zu leiden wie kein anderer, ist aber im Grunde aber ein Gefühlsmensch der die Dinge so nimmt wie sie kommen und spontan entscheidet ob er aufs Ganze geht oder lieber doch ruhig im Sattel bleibt. Es wird spannend zu sehen, wie wir harmonieren und uns entscheiden wenn es darum geht zu riskieren oder auf Nummer sicher zu gehen.

Über mich gibt es dagegen nicht viel zu berichten, da meine Aufgabe kurz gesagt darin bestehen wird, meinem Partner überall hin zu folgen und dabei nicht zu explodieren (und am Abend noch frisch genug zu sein um über das Erlebte zu berichten).

Etwas mehr Erfahrung durch die Teilnahme im letzten Jahr könnte man als Vorteil werten, wobei wir gemeinsam wahrscheinlich fast ein Vierteljahrhundert an Radsporterfahrung mitbringen, da kann einen eigentlich nicht viel überraschen.

Das Rennen:
Wurde 2013 die Westroute mit dem Stilfserjoch als Dach der Tour befahren so geht die Route heuer nach Osten über das Timmelsjoch, den Jaufenpass und dann mitten ins Herz der Dolomiten. Mehr zu den Etappen unter:

http://www.tour-transalp.de/deutsch/strecke/bstrecke-gesamtb/

2013 gabs keine Gnade, vom ersten Berg weg wurde auf Teufel komm raus gefahren und das bergauf und bergab und es wurde eigentlich mit jedem Tag nur noch härter.

Mit jedem Renntag verabschieden sich die Beine mehr vom Geist, dein Kopf will Gas geben, aber deine Beine rebellieren. Aber es ist der Kopf der Dich vorantreibt und deine Beine prügelt weiterzutreten.

„Mit schwachen Beinen und einem starken Kopf kannst du weit kommen, mit guten Beinen und einem schwachen Kopf kommst du nirgendwo hin!“ hätte Paul Kimmage gesagt.

Willenskraft und Teamwork sind der Schlüssel zu einem guten Rennen (und Glück kann natürlich auch nicht schaden).

Die Vorbereitung:
So sehr Markus in Rennen seine Gefühle entscheiden lässt so genau bereitet er sich auf diese vor. Detailliertes Wissen im Bereich Material, Ernährung und Training und eine super Unterstützung in Form seiner Eltern Maria und Heinz führen zwangsläufig dazu, das sich Markus über die Jahre zu einem der besten Amateure in Österreich vorgearbeitet hat. Sein Vorbereitung in diesem Jahr umfasste neben zahlreichen Amateurrennen wie bspw. die Langenloiser Radsporttage und die Landesmeisterschaften Berg und Strasse in Kindberg bzw. Knittelfeld auch ua. den Glocknerkönig, den Super Giro Dolomiti und das Schöckel Classics. Siege, Podiumsplatzierungen, Top Ten Resultate und praktisch immer eine Platzierung unter den Top drei der Österreichwertung zeigen was dieser Bursche kann. Vor allem bei den international besetzten Rennen Glocknerkönig (Platz 13 unter mehr als 2000 Klassifizierten Teilnehmern) und Super Giro Dolomiti (Platz 9 und damit zweitbester Österreicher) stellte Markus sein großes Können eindrucksvoll unter Beweis.

Was mich angeht so wird es zwar Zusehens immer schwerer, die knochenharte Vorbereitungsmühle für ein solches Rennen durchzuziehen, da neben Stunden an Training zu jedem Wetter teils aus Zeitgründen morgens oder (mit Beleuchtung) abends erstmalig ein richtig harter Trainingsplan hinzukam und schlussendlich auch noch die schlimmste Aufgabe, nämlich die Gewichtsreduktion eine immer größere Herausforderung für den Geist darstellt. Davon unabhängig war natürlich der (beruflich bedingte) Zeitfaktor heuer äußerst angespannt was wie beschrieben des Öfteren dazu führte, dass ich morgens um 05:30 Uhr oder eben erst ab 19:00 Uhr aufs Rad kam.

Trotz aller Widrigkeiten sollten Form und Gewicht aber schlussendlich in Ordnung sein (ganz perfekt ist es ja eigentlich nie) die Formkurve immer weiter nach oben zeigen.

Als Vorbereitungswettkämpfe hatte ich mir ua. den Glocknerkönig, den Super Giro Dolomiti den Radmarathon St. Pölten, und zum Schluss das Double Kaunertaler Gletscherkaiser und Dreiländergiro ausgesucht und bis auf einen tragischen Defekt am Kaunertaler Gletscher alle Bewerbe auch verhältnismäßig gut absolviert. Besonderes Highlight war das letzte Rennen, der Dreiländergiro, wo ich mit der nur mehr 13 köpfigen Spitzengruppe übers Stilfserjoch und den Ofenpass klettern konnte um nach diesem Hochgefühl gleich einen Dämpfer in der Form eines Unterzucker und dehydrationsbedingten Totaleinbruchs am letzten Berg zu haben. Daran sieht man:Ein Fehler – fatale Folgen!

Die Konkurrenz:
Alles was im Amateurradsport in Europa Rang und Namen hat ist heuer wieder dabei, Nösig, Kastinger, Steinkeller, Hornetz oder die Belgier Houben und van Damme die uns 2013 unsere Grenzen aufgezeigt haben, um nur einige zu nennen. Viel Feind viel Ehr also! Da ich mit Markus aber auch mit einem Topfahrer antrete gehe ich davon aus, dass auch ein paar Augen auf uns gerichtet sein werden, was letztes Jahr eigentlich anfangs nicht so war, waren Jürgen und ich zwar in der Szene bekannt, bei diesem Wettbewerb jedoch noch ein unbeschriebenes Blatt.

Die Mitstreiter:
Neben Markus und meiner Wenigkeit sind mit Adolf Koppensteiner und Hermann Fink auch zwei andere Teamkollegen mit ihren Partnern am Start, was uns sehr freut, weil dadurch nicht nur zwischen den einzelnen Etappen für Abwechslung gesorgt ist sondern auch gegenseitige Hilfe bei der Betreuung während der Etappen möglich ist.

Das Ziel:
Sich eine Woche wie ein Profi fühlen und dabei nicht zu verletzten bzw. zu stürzen hätte ich gesagt, wobei ich den Verdacht hege, dass Markus das Ganze etwas ambitionierter sieht.

Fakt ist aber, dass das Rennen unberechenbar ist und dadurch immer spannend bleibt. Man muss jede Sekunde des Rennens konzentriert sein und darf keinen Moment die Beine hängen lassen. Gefährliche und schnelle Abfahrten und der Defektteufel können schnell dazu führen, dass das Abenteuer einen Dämpfer erleidet oder überhaupt zu Ende geht. Alles in allem sollte aber immer der Spaß im Vordergrund stehen, ob das auch tatsächlich so sein wird, wissen wir in Kürze.

Sportliche Grüße
Daniel

*(Anmerkung: TA 2013 Jürgen Pansy/Daniel Wabnegg als Team Bikeboard.at).