Chronometer und Granfondo La Leggendaria Charly Gaul/Trento Italien

Auch Italien ist nicht sicher vor den Men und dem Woman in Black! 

Es war mal wieder Zeit für ein Wochenende am Austragungsort der Amateur Weltmeisterschaft 2013. Sowohl das 24 km lange Zeitfahren mit 450 Höhenmeter als auch der Granfondo bzw. der Mediofondo mit 141/60 km und 4000 bzw. 2000m Höhenmetern und einer Zielankunft auf dem Monte Bondone (also nach einer abschließenden Kletterpartie von 18 km bzw. 1400 Höhenmetern) auf komplett vom Verkehr gesperrten Strassen sind für Karin und Daniel schon seit mehreren Jahren ein absolutes Highlight in ihrem Rennkalender und auch unser Duracellmann Jürgen lässt sich diesen Event seit seiner tollen WM vor zwei Jahren nicht mehr entgehen.

Und so lief das Wochenende für unser Mädel und unsere Jungs:

Karin zeigt wieder mal was in ihr steckt! In ihrer Spezialdisziplin dem Zeitfahren ist sie wieder eine Klasse für sich und erobert 36 Sekunden hinter der Siegerin aus Slowenien den 2 Platz Overall, was gleichzeitig den Sieg in ihrer Altersklasse bedeutet. Obwohl der technisch schwierige Kurs mit einer serpentinenreichen Abfahrt nicht wirklich maßgeschneidert für sie ist, zeigt Karin in welch guter Form sie ist und setzt das erste Ausrufezeichen.

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Und das Zweite folgt unmittelbar darauf! Beim Mediofondo klettert Karin allen italienischen Berggemsen davon und kommt erneut als Gesamtzweite und als Siegerin ihrer Altersklasse ins Ziel.

Ausgepowert, dehydriert und mit leichtem Sonnenstich kämpft Karin bis zum Ende und wird dafür mit diesem tollen Ergebnis belohnt!

Jürgen ist heuer unser Mister Timetrial! Mit einer perfekten Performance vom Anfang bis zum Ende powered er sich zu einer furiosen Tagesbestzeit was logischerweise auch den Sieg in der Gesamtwertung und in der Altersklasse bedeutet. Jürgen hat sich diesen Erfolg wieder einmal hart erarbeitet. Neben gewohnt hartem Training ist Jürgen dauerhaft bemüht alle relevanten Details zu optimieren – man sieht, es ist ihm wieder mal gelungen!

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Im Granfondo schließt Jürgen vorerst nahtlos an seine Leistung vom Zeitfahren an und fährt am ersten Berg locker mit der Spitze mit. Am zweiten Berg lässt er zuerst die Spitze ziehen um sein Tempo zu fahren. Immer schneller werdend schließt er gegen Ende des Berges wieder zur Spitzengruppe auf und alles scheint perfekt zu laufen.

Leider kommt es aber anders und Jürgen erleidet einen plötzlichen und furchtbaren Einbruch. Der Schlussanstieg wird für ihn nicht nur zu einer puren Quälerei, was ja nicht weiter schlimm wäre, den dafür sind wir ja da J, sondern auch zu einer wahren Prüfung seiner Moral. Am Ende kommt er an der 84ten Position ins Ziel. Schlimmer als das Ergebnis ist für ihn jedoch die Frage, wieso es bei einem derart konstanten Fahrer zu so einem Einbruch kommen kann. Wer Jürgen kennt, weiß, dass er auch diese Situation genau analysieren und schlussendlich lösen wird um bald auch wieder auch bei Marathons voll durchzustarten. Den tollen Sieg im Zeitfahren nimmt Jürgen sowieso niemand mehr!!

Und während der Hubschrauber über dem Berg seine Kreise zieht und die RAI mit Gilberto Simoni und Stefano Garzelli im Studio eine Liveberichterstattung zum Rennen macht, Kurbeln Karin, Jürgen und Daniel bei 45 Grad den Schlussanstieg zum Bondone hinauf – was gibt es Schöneres?! 😉

Daniel bestreitet seine Comebackrennen nach zwei Weisheitszahnoperationen und einer dreiwöchigen Antibiotikatherapie. Die gleichen Probleme die ihn auch schon zur Absage seines Transalpstartes gezwungen hatten. 2,5 Kilo leichter und 50 Watt Leistungsverlust sind das Ergebnis dieses fast zwei Monate dauernden Martyriums.

Aber für den Anfang läuft es trotzdem nicht schlecht für ihn. Beim Zeitfahren liefert sich Daniel lange Zeit ein Match mit dem Tagesdritten, dass er erst am Ende verliert. Ein 6. Platz Overall und ein zweiter Platz in der Altersklasse, nur etwas mehr als 30 Sekunden vom 3 Gesamtplatz entfernt stellen aber einen mehr als zufriedenstellenden Einstand für ihn dar.

Weniger gut läuft es dann zu Beginn des Granfondo. Auf drei Zylinder fährt eben kein Motor auf höchster Leistung – aber er fährt! Mehr als 260 Watt im Durchschnitt gibt der Motor zwar nicht her, aber dieses Tempo/diese Leistung lässt sich dafür anscheinend stundenlang fahren. Das dass auch etwas Wert ist zeigt sich spätestens als alle anderen Fahrer langsamer werden, aber Daniel weiterhin mit gleichem Tempo dahinkurbelt. So steht am Ende ein versöhnlicher 29 Gesamtplatz zu buche. Wenn man bedenkt, dass der Sieger des Ötztaler Marathons 2013 und 2014, Roberto Cunico an diesem Tag auch nicht über einen neunten Platz hinauskommt kann man damit am Ende durchaus zufrieden sein. Jetzt muss bis zum Ötzi nur noch das eine oder andere Watt zurückkehren und einem versöhnlichen Saisonabschluss würde nichts mehr im Wege stehen ;).

Bericht: Daniel Wabnegg