Ötztaler Radmarathon – Finaler Härtetest bei der Königin der Marathons

Ötztaler Radmarathon – Finaler Härtetest bei der Königin der Marathons

 Was für ein Jahr! Auf jedem Terrain und auf allen Distanzen haben wir unsere Frau und unseren Mann gestanden, unzählige Spitzenplatzierungen eingefahren und uns als vielseitiges Team präsentiert! Doch die schwierigste aller Prüfungen lag noch vor uns, das Herzstück der mitteleuropäischen Radsportsszene und zugleich natürlich auch das Highlight im österreichischen Rennkalender – der Ötztaler Radmarathon.

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Doch was macht ihn so besonders, diesen Marathon? Woher kommt sein unglaublicher Mythos? Sind es nur seine Länge von knapp 230 km oder seine knapp 5400 Höhenmeter?

Wohl kaum, es gibt sicher Rennen die eine ähnliche Anzahl an Kilometern und Höhenmetern aufweisen und dadurch unglaubliches Leiden verursachen können.

Was ist es dann?

Mit ziemlicher Sicherheit das Gesamtpaket, aus Länge, Härte, internationaler Konkurrenz, professioneller Organisation, unheimlichen Flair und extremen Bedingungen. Das härteste Rennen an einem der schönsten Plätze der Welt eben!

Ein kleiner Grund könnte auch sein, dass alle bei diesem Marathon vielleicht ein kleines bisschen mehr leiden, da sich die Stärke eines Fahrers/einer Fahrerin im Radmarathonsport grundsätzlich nach seiner persönlichen Bestzeit beim „Ötzi“ definiert .

Es ist daher nicht nur ein Kampf um eine gute Platzierung sondern auch einer um die eigene Bestzeit zu unterbieten und so seine Visitenkarte aufzubessern.

Zum ersten Mal sind wir in diesem Jahr als Team bei diesem unglaublichen Rennen und der ewigen Jagd nach der persönlichen Bestzeit am Start . Neben den bereits Ötzi erfahrenen Joachim Steffek, Markus Plank, Bernhard Rehrl, Hans-Peter Fellinger und Jürgen Pansy, sind mit Markus Feyerer, Renè Mayer und Daniel Wabnegg auch drei Debütanten mit von der Partie.

Unsere Betreuer an der (endlosen) Straße zum Erfolg:
Was wären wir ohne unseren treuen Helfer? Zum wiederholten Mal in diesem Jahr haben wir die große Ehre die Hilfe ganz besonderer Menschen in Anspruch nehmen zu dürfen!

Da wären einerseits Renès Mutter Inge und unsere Teamkollegin Karin die uns morgens um 6 Uhr in den Startblöcken betreuten und unsere Bekleidung einsammelten, dann die Eltern von Bernhard, Ulrike und Simon die wenig später am Kühtai mit dem ersten Verpflegungspaket zur Stelle waren, Joachims Vater Walter, der uns am Brenner versorgte und nochmals Karin die uns am Timmelsjoch nochmals verpflegte.

Bei allen bedanken wir uns vielmals und von ganzem Herzen für Eure Hilfe, ohne Euch wären wir niemals so erfolgreich!!!!!!!

Das Rennen:

Dein Triumph ist hinter diesem Anstieg – deine Geschichte steht am Ende dieser Straße!

Es sollte heiß werden an diesem Tag! Bereits um 6 Uhr morgens war es ungewöhnlich mild, sodass man erahnen konnte, dass es ein Rennen der Extreme werden würde.

Und so ging es los, mehr als 30km von Sölden bergab nach Ötz. Mit teilweise mehr als 70 km/h im riesigen Peloton, umringt von hunderten Mitstreitern.

Markus, Max, Jürgen, Daniel, Hans-Peter und Bernhard starten die wilde Jagd etwas früher aus dem ersten Startblock, Renè und Joachim ein paar Augenblicke später aus Block zwei.

Nach etwas mehr als 30 Minuten (!!) war es dann soweit und das Kühtai war erreicht, hinein in den ersten Anstieg, die ersten 1200 Höhenmeter.

Mighty Max und Daniel können sich angezogen von Pauli Lindner in der ersten Verfolgergruppe festbeißen, vor ihnen nur eine Ausreißergruppe von 5 Fahrern die sich in der Abfahrt nach Ötz zu einer Kamikazeaktion entschieden haben.

Schlussendlich sollte mit Werner Weiss sogar einer der Ausreißer „überleben“ und Rang 5 belegen – Tapferkeit wird eben manchmal auch belohnt!

Kurz hinter den Verfolgern fährt Jürgen, der sich den Anstieg genau einteilt, gefolgt von Hans-Peter und Markus und etwas dahinter, der noch etwas von einer Verkühlung geschwächte Bernhard, der sich diesen Event jedoch nicht entgehen ließ.

Last but not least unsere beiden bergfesten Burgenländer Renè „der Adler vom Geschriebenstein“ und Joachim „Josinger“ Steffek dem Mann aus Iron City. Beide mit fixen Marschtabellen auf dem Weg zu ihrer persönlichen Wunschzeit.

Oben am Kühtai dann bereits eine unglaubliche Fangemeinde die uns in die Wildeste aller Abfahrten jubelt.

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Bekannt dafür immer für persönlich Highspeeds gut zu sein, erfüllt die Abfahrt vom Kühtai alle Erwartung wobei Daniel und Joachim mit 109 km/h die vereinseigene Spitzenwertung im Downhill anführen.

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Hast Du dein Limit erreicht? Dann geh darüber hinaus!

Nach der Abfahrt dann Kaffeepause. Mit Bummeltempo fährt die erste große Verfolgergruppe nach Innsbruck über den Brenner und Jürgen kann mit einigen Fahrern wieder aufschließen. Drei Teammitglieder in der Verfolgergruppe und weitere drei unmittelbar dahinter, unmittelbar gefolgt von Renè und Joachim. Alles läuft nach Plan!

Sei standhaft, sei stark!

So kommt es, dass ein ca. 60 -70 Mann großes Verfolgerfeld mit allen Favoriten und gespickt mit Topstars der Marathonszene aus Italien, Belgien, Deutschland, Schweiz und Österreich kurz nach Sterzing in Südtirol am Jaufenpass das Rennen so richtig eröffnen.

Max hat hier großes Pech mit einem Hinterraddefekt. Er bekommt zwar vom Mavic Materialservice schnell ein Reserverad verliert aber den Anschluss zur Spitzengruppe.

Jürgen stellt wieder den Tempomaten ein und lässt sich vom horrenden Tempo des Beraldoteams rund um den späteren Gesamtsieger Enrico Zen nicht beirren.

Daniel fährt den ersten Teil des Berges in dieser Gruppe lässt sich von der Konkurrenz aber auch nicht in den roten Bereich zwingen und geht in der Mitte des Passes in die Jürgentaktik über.

Markus und Hans-Peter zeigen ebenfalls Steherqualitäten und kämpfen sich etwas später den Berg hoch. Unmittelbar dahinter ein tapferer Bernhard der seinen Rhythmus gefunden hat und sich im Anstieg festbeißt.

Renè ist ebenfalls perfekt in der Zeit und etwas dahinter hat auch Joachim sein Ziel unter 9 Stunden zu bleiben in Reichweite.

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Erschöpfung ist dein einziger Feind – Kampf ist deine Antwort!

Am Gipfel des Jaufenpasses dann eine unglaubliche Stimmung. Dutzende Fans und bekannte Gesichter die uns nach vorne peitschen!

Daniel führt als erstes des Teams eine kleine Verfolgergruppe über den Pass, nachdem er auf dem Weg dorthin zahlreiche Fahrer aus der Spitzengruppe ein- und überholte.

Max geht es ähnlich, er passiert kurz danach den Pass und macht sich auf zum Grande Finale.

Jürgen ist zwar noch sehr gut in der Zeit, leider machen sich bei ihm jedoch am Gipfel erste Magenprobleme bemerkbar. Er lässt sich jedoch nicht beirren und kämpft sich in die Abfahrt nach St. Leonhard.

Markus bleibt unbeirrt am Drücker und nimmt etwas hinter Jürgen und etwas vor Hans-Peter die Abfahrt in Angriff. Kurz darauf sollte auch Bernhard folgen der sich in Anbetracht seiner gesundheitlichen Probleme vor dem Rennen beachtlich schlägt.

Unser zweiter Debütant Renè spürt zwar bereits die Erschöpfung hat aber auf Rambomodus umgeschalten und ist fest entschlossen sich bis zum bitteren Ende durchzubeißen. Gleich wie Joachim etwas dahinter. Der aber mit dem Vorteil der Erfahrung und der Gewissheit Körner für den Schlussanstieg gespart zu haben.

Bist du am Boden? Dann steh auf!

Das Timmelsjoch – unsere letzte Schlacht (zumindest an diesem Tag)!

„For death and glory“ hätte Thèoden, König von Rohan gesagt.
Und genau so stürzen wir uns in diesen letzten, mit 28 km Länge und fast 2000 Höhenmetern nicht enden wollenden Berg, an dem die Hitze ihre volle Kraft entfaltet. 1 ½ bis 2 Stunden jagen wir bei teilweise 35 Grad in der glühenden Sonne den Berg hinauf. Jeder für sich, jeder auf der Jagd, jeder als Gejagter, jeder mit bis zum Anschlag durchgedrückten Gaspedal – all out bis der Vorhang runterfällt!!

Daniel erwischt einen Wahnsinnstag und holt vom Fuße des Berges immer mehr Fahrer ein, bis er 3 km vor dem Gipfel bereits virtuell an achter Position ist. Leider gehen im am Ende jedoch ein wenig die Kräfte aus und er muss einen Fahrer ziehen lassen und geht mit einem Italiener in die letzte Abfahrt wo sie noch von einem Deutschen eingeholt werden. Im Gedanken das seine Gegner die viele Führungsarbeit sportlich honorieren würden macht er bis zum Ende Tempo. Leider wird es mit der Sportlichkeit nichts und die zwei Fahrer fahren 100m vor der Ziellinie an ihm vorbei. Am Ende steht jedoch ein herrlicher 11.Platz (5. Platz AK) in einer Zeit von

7 Std und 17 min. was zugleich den zweiten Platz in der inoffiziellen Österreicherwertung bedeutet.

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Hör die Rufe die dich nach vorne treiben!

Zeig Leidenschaft! Zeig Opferbereitschaft!

Und gleich dahinter Max als drittbester Österreicher auf Rang 20 (12. Platz AK) in 7 Std. 26 min. Unglaublich wie konstant stark Max in diesem Jahr gefahren ist. Überall wo er dabei war, war er auch vorne und präsentierte unser Vereinsfarben mit größter Würde. Das muss man unserem Burschen einmal nachmachen!

Markus (Platz 110 in 7:57 Std.) und Hans-Peter (Platz 117 in 8:00 Std.) kommen unmittelbar nacheinander ins Ziel und krönen eine unheimlich kämpferische Leistung mit einer hervorragenden Zeit. Und auch Bernhard kann stolz auf seine Leistung (Platz 141) und seine Zeit (8:06 Std.) sein. Die magische 8 Stundengrenze ist demnach nicht mehr weit und wird bestimmt beim nächsten Mal unterboten werden.

Allen drei Jungs muss man mehr als gratulieren, keiner von ihnen hat sich auch nur eine Sekunde hängen lassen und jeder hat bis zum Schluss gekämpft.

Es ist dein Tag, es ist dein Rennen, es ist dein Erfolg!

Renè verlassen am Timmelsjoch etwas die Kräfte, aber ein echter Burgenländer steckt auch so was locker weg. Leider schrammt er dieses Mal knapp an seiner Wunschzeit von 8 Std. und 20 min vorbei und belegt in 08:26 Std. den 270 Platz. Eine Wahnsinnsleistung für unseren erst seit 2 Jahren im Wettkampfsport aktiven Ötzi Debütanten. Und auch Joachim erfüllt sich sein Ziel und bleibt mit einer Fahrzeit von 8:50 Std. deutlich unter 9 Stunden.

Leider haben wir aber auch einen tragischen Ausfall zu beklagen:

Jürgens Magenprobleme werden am Schlussanstieg immer schlimmer. Mehrmals muss er sich übergeben, klettert aber jedesmal wieder aufs Rad und zeigt sein unglaubliches Kämpferherz. Aber auch Jürgen ist nur ein Mensch und hat Grenzen. Geschwächt und entkräftet muss er in der Mitte des Anstiegs die Segel streichen und aufgeben. Angesichts seiner Erfolge in diesem Jahr ist diese Aufgabe zwar bitter, aber unbedeutend den Jürgen ist und bleibt aktuell einer der stärksten Amateure Österreichs und das ist es was zählt. Jeder von uns weiß, nicht jedes Rennen verläuft immer so wie man es sich wünscht!

Teamwertung – unser Podium!

Unser schönster Erfolg kam jedoch zum Schluss, haben wir es doch mit dem 3. Platz in der Teamwertung gemeinsam aufs Podium geschafft! Wer uns kennt, weiß das wir das Wort Team nicht nur als Worthülse gebrauchen sondern auch leben! Umso mehr freut es uns gemeinsam dieses ehrenvolle und ruhmreiche Podium besteigen zu dürfen – was für ein Tag für das Team!

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Berichterstatter: Daniel Wabnegg